NAVI * Navigation per Satelit

oder: Wie gebe ich Geld für Nichts aus ...



Navi (richtiger Navigationsgerät) gleich "Gerätschaft zur Suche des optimalen Weges von A nach B".
Für die einen ist es ein Superspielzeug, ein absolutes Muss. Sie besitzen und benutzen es - auch wenn sie es nicht unbedingt brauchen. Schließlich findet man sich ohne nicht (mehr) zurecht! Für die anderen ist es der größte Quatsch, der je erfunden wurde, der unsinnigste Blödsinn auf Gottes Erdboden überhaupt. "Für das, was ein Navi kostet, kann ich mir zig Straßenkarten kaufen und habe zusätzlich noch Geld über, um mir etwas Gutes zu tun!" kommt mir immer wieder zu Ohren. Wie auch immer ...

Es gibt die unterschiedlichsten Navigationsgeräte. Eines, zum Beispiel, hat das Display direkt ins Radio eingebaut. Wo die nette Stimme der Dame aus dem Inneren flötet, welche Straße als nächste befahren werden muss. (Gott sei Dank kann sich jeder selbst aussuchen, welcher Gebieter - ob Männlein oder Weiblein - zu ihm sprechen soll). Das Ganze wird mit Richtungspfeilen untermalt (für diejenigen, die nicht wissen wo rechts und links ist).

Dann sind da die Navis für Jungs und Mädels mit Spieltrieb. In der Regel aber beschäftigen sich die Jungs mehr mit dieser Technik, als die Mädels. Das liegt wohl an den Chromosomen. Diese Navigationsgeräte haben einen Monitor, auf dem eine richtige Landkarte angezeigt wird. Auf dieser Karte kann man den eigenen, gefahrenen Weg sichten (zwar als Pfeil, aber immerhin). Schön, wenn man zuguckt, wie man sich als Pfeil so durch die Gegend bewegt! Um einen Blick auf die Landschaft und Strassen zu werfen, bleibt allerdings keine Zeit, denn man ist ja anderweitig mit viel Wichtigerem beschäftigt!



Und dann gibt es noch eine Steigerung, nämlich die Super-Luxus-Navis, mit denen man sogar fernsehen kann! Dies aber leider nur, wenn das Auto parkt. Irgendwelche fiesen Menschen haben da so eine elektronische Sperre eingebaut, damit der Fernseher während der Fahrt nicht funktioniert. Schade, oder?

Wenn ich mir - in diesem Fall als Laie - meinen Navi ansehe, bekomme ich schon eine gewisse Erfurcht vor diesem Wunderwerk der Technik. Da ist auf dem Armaturenbrett ein kleines Ding in der Größe einer Streichholzschachtel angebracht (der Kontakt zum All, sozusagen). Dieses kleine Ding soll nun mit einem, zwei oder mehreren Satelliten kommunizieren. Sagt man. Für mich unvorstellbar! So ganz kann ich das nicht glauben. Während meiner lebendigen Navigatorin, meinem Cup-Holder sozusagen, der Routencrash die Sinne raubt, kommuniziert ausgerechnet dieses kleine Ding mit "Jemandem" im Universum, einfach so!

Im Kofferraum liegt ein CD-Laufwerk rum. Eine Blechkiste, die nach nichts aussieht. Da lege ich, wenn nötig, eine bestimmte (je nachdem wo ich hin will) CD ein, auf der sich die Land- bzw. Straßenkarten-Daten befinden. Beide Komponenten sind dann noch mit diversen Kabeln verbunden.

Ach ja, das Beste kommt jetzt! Dort, wo früher der Ascher war, ist jetzt ein toller, kleiner Monitor - sieht echt geil aus und macht was her. (Außerdem kann man prima damit angeben.)

Die Spitze ist: Irgendwie, oh Wunder, funktioniert das alles auch noch! Ich komme tatsächlich immer wieder ans Ziel.
...Nur, warum das so ist, kann mir keiner sagen.

Es ist schon interessant, wie die nette Stimme plötzlich aus dem Navi-Inneren haucht: "In 20 Kilometer Entfernung befindet sich ein Stau." Schön zu wissen. Aber das technische Wunderwerk kann weitaus mehr! Es folgt die Frage: "Möchten Sie eine alternative Strecke?" Ich vertraue meiner Maschine absolut und drücke die OK-Taste. Plötzlich werde ich unsicher. Es verschlägt mich auf Wege in Gegenden, die ich nicht kenne, wovon ich noch nie gehört habe. Wo bin ich? Kann ich mich wirklich auf meinen Navi verlassen? Mein Gefühl assoziiert mir, dass ich mich inmitten der Taiga befinden müsste, denn ich lerne Strassen kennen, die selbst den Einheimischen unbekannt sind. Dann aber, nach einem Umweg, befinde ich mich wieder in bekannten Gefilden, komme zurück auf die Autobahn, die mir vertraut ist. Schon geht's mir besser - die Zivilisation hat mich wieder. Ich atme durch und bin überzeugt: Den Stau gibt es wirklich. Außerdem kann mir keiner das Gegenteil beweisen. Der Technik sei Dank. Durch sie habe ich mich durch unbekanntes und unwegsames Gebiet geschlagen - ein ungewolltes Abenteuer am Rande, in unserer so geregelten Welt.

Es gibt noch andere Situationen, in denen ein Navigationssystem gute Dienste leistet.
Beispiel: Ein dunkler, verregneter Abend, an dem man ein unbekanntes Ziel anfahren muss. Null Ahnung vom Weg, weil man auf dieser Strecke noch nie unterwegs gewesen ist. Jetzt kommt die große Stunde des Navis! Ohne Stress und unbeirrt erreicht man sein Ziel.

Wie Ihr seht, es gibt gute Gründe für oder gegen (wie bei etlichen Dingen im Leben) einen Navi. Ob jemand das viele Geld für diese Technik ausgeben will, ist seine ganz persönliche Entscheidung. Mein Cup-Holder und ich haben uns für diesen Wegfinder entschieden, weil meine Beifahrerin nicht die perfekte Kartenleserin ist. Mit Hilfe unseres Navis kommen wir auch künftig stressfrei ans Ziel.

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albert46 ⋅ Mai 2003* Redaktion Ute Z. Wesel / Foto: © Albert Ackermann