Gespräche über "meine" anstehende Knie-OP
Hört man sich so um und spricht mit seinen Mitmenschen über anstehende Knie- oder Hüftoperationen, bekommt man im Allgemeinen ein positives Echo.Viele kennen jemanden oder haben von irgendjemandem gehört, dass bei diesem Jemand die OP sehr gut verlaufen sei. Meist soll derjenige gesagt haben: "Ich hätte es schon viel früher machen lassen sollen!" Mir wird weiterhin berichtet, dass Betroffene nach den Eingriffen wieder voll am Leben teilnehmen, so, als hätten sie niemals eine Knie- oder Hüftoperation über sich haben ergehen lassen müssen.
Man möchte mir damit Mut zusprechen, mir eine positive Botschaft rüberbringen, mich zuversichtlich an diesen meinen Operationstag heranführen. Es ist richtig, mit einer positiven Einstellung kann man seine Ängste vor einem solchen Eingriff besser beherrschen.
Dann gibt es da noch die andere Ansichtsseite - die Optimisten in eigener Sache, die Locker-Seher, für die alles total normal ist. (Weil sie sehr wahrscheinlich noch nie unters Messer mussten und sich gar nicht vorstellen können, welche Gefühle einer OP vorausgehen.) Leute, die sich mit ähnlichen Ansagen wie "alles total easy, solch eine Reparatur kannst du heute an jeder Ecke machen lassen! Das kann im Prinzip doch jeder Skalpell-Jongleur auf dem Küchentisch - die Arbeitsanleitung steht sowieso im Internet" wichtig tun, wollen mich auf die etwas andere Art ermutigen. Ich persönlich finde diese Ansprache aber nicht sonderlich aufbauend.
Viele Menschen in meinem Umfeld versuchen sich an das Thema "Eingriff in den Körper" mit viel Vorsicht heranzutasten. Es ist auch in gewisser Weise schwierig, mit einem so emotionalen Thema umzugehen. Ich, der Betroffene, stehe da mit meiner Angst und meinen Gefühlen, kenne im Vorfeld den Ausgang der OP nicht. Mein Gegenüber kann nur versuchen, sich in mich hineinzudenken - meine Gefühle zu erahnen, meine Stimmung aufzuspüren. Das ist nicht immer einfach, um nicht zu sagen: unmöglich.
In Gesprächen über Operationen versucht man sachlich zu reden. (Wie ich auch.) Durch diese Sachlichkeit bekommen die Gespräche eine gewissen Einfachheit, wenn nicht Leichtigkeit. Sie entspricht aber in keiner Weise den immer fortwährenden Risiken eines Eingriffs! Nicht immer läuft alles wie geplant oder gewünscht. Diverse Operationen verlangen auch schon mal eine, zwei oder mehr Revisionen. Für den Betroffenen ist das dann kein Event, vielmehr muss er erneut unters Messer - mit all seinen Schmerzen und Ängsten. Von seiner Gefühlswelt ganz zu schweigen. Wenn jedoch zum Schluss ein positives Ergebnis steht, sind alle Beteiligten glücklich und zufrieden. Diese "Prozedur der Einzelschicksale" kann mitunter ein Jahr oder länger dauern. Danach jedoch kommt die Zeit der Heilung und der Eingliederung in das alte und gewohnte Leben.
Um meine Gefühle halbwegs in den Griff zu bekommen, unterhalte ich mich mit sehr vielen Leuten sehr lange und ausgiebig über meine anstehende Operation. Diese Gespräche helfen mir, die Zeit bis zum Tag "X" einigermaßen gut zu überstehen. Der eine oder andere hat sich mit meiner offenen Art über dieses Thema zu reden, schwer getan. Sorry, aber mir hat es gut getan!
Konkret - mit all meinen gemachten Erfahrungen: Knie- und Hüftoperationen sind in den darauf spezialisierten Kliniken der normale Alltag! Ich rede hier über Kliniken, die mehr als die nötigen Erfahrungen im Umgang mit o.g. Gebrechen haben. An denen spezialisierte, eingespielte und harmonisierende Ärzteteams auch mal an die tausend Operationen im Jahr durchziehen. Die Fachleute beherrschen das Wie, Wann und Wo. Man, in diesem Fall ich, kann ihnen vertrauen. Trotz und alledem ist eine OP ein gravierender Eingriff in den menschlichen Körper, der viele Gefahren in sich birgt. Angefangen bei der Narkose, dem Einsatz der Medikamente bis hin zu den Materialien (künstliche Gelenke, Nägel, Schrauben, Platten usw.) Der jeweilige Körper muss all diese Dinge annehmen, akzeptieren und verkraften.
Hier an dieser Stelle möchte ich erwägen: Wir Menschen sind in unserer Einzigartigkeit sehr unterschiedlich, in unserem Verhalten, unserem Wesen und ebenso ist unser jeder Körper einzigartig. Was für den einen gut ist, bewirkt bei dem anderen genau das Gegenteil. Der Op-Prozess ist gut durchdacht, eingeübt und -spielt, ein jeder Handgriff sitzt. Aber jeder Eingriff ist für das Ärzteteam ein anderer - er ist jeweils wieder eine neue Herausforderung, da jeder Mensch anders reagiert. In den Kliniken geht es um Menschen, nicht um Dinge - das ist ein wichtiges Detail, ein lebenswichtiges!
Zum Schluss, nach gelungener OP und auf dem Wege der Genesung, kommt meine Mitteilung an die Öffentlichkeit: "Klar, es ist alles super gelaufen!" Schließlich ist die Zeit der Schmerzen, der aufgepeitschten Gefühle und der Ungewissheit vorbei. Ich habe alles gut überstanden und sehe einer positiven Zukunft entgegen.
Es ist gut, dass wir Menschen uns (in der Regel) nur das Positive bewahren. Es ist sehr gut, dass wir alles Schreckliche möglichst schnell vergessen! Hiermit bedanke ich mich ganz herzlich bei den Mitarbeitern - den Ärzten, dem Pflegepersonal und den Therapeuten des
Eduardus Krankenhauses in Köln-Deutz.
Glücklicherweise ist der Eingriff sehr gut und positiv verlaufen. Obwohl ich auch lernen und begreifen muss, dass alles zusammen rund ein halbes Jahr dauert, bis ich jetzt endlich wieder der "total normale Alte" bin. Ein sehr, sehr langer Zeitraum ...
albert46 ⋅ Juli 2008
redaktionelle Aufbereitung Ute Z. Wesel<